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Wo wohnt Rosita ? Gerade gestern ist sie wieder erschienen, streunerte mal wieder vorne vor den Hundegehegen herum. Ich höre es immer sofort, denn sie wird von den anderen Hunden jedes mal freudig begrüßt. Du wunderschöne Hündin, rot wie ein Fuchs, mit leicht harschem Fell, lebendig und so intelligent. Wie jedes Mal nehme ich Dich natürlich auf, hinein in die Zwinger, die anderen warten doch schon. Aber wo warst Du mal wieder in der Zwischenzeit? Ich machte mir langsam Sorgen. Das ist mir auch noch nie passiert. Da liest man einen Hund auf, der keinen Chip hat und sich mächtig freut, man setzt ihn in die Hundegehege, aber jedes Mal, wenn man mit ihm zum Tierarzt fahren will, ist er schon wieder rausgeklettert und bleibt einige Tage verschwunden. Dieses Mal wird es klappen! Ich bin vorgewarnt und packe sie gleich in den Wagen. Ab zur Tierärztin. „Na, wen bringst Du denn da mit?“ fragt die Tierärztin. „Das wollte ich Dich fragen, kennst Du diese Hündin?“ Ich erzähle ihr kurz die Geschichte: „Montag auf dem Feldweg dicht an der Kreuzung zur Landstraße gefunden, mitgenommen, Mittwoch rausgeklettert, Freitag wieder aufgetaucht, usw. ..usw.. ..“ Die Tierärztin hat eine Idee: „...ich glaube, dass könnte Rosita sein, die Hündin vom Tischler aus deinem Dorf. Der wohnt doch bei Dir da hinten, musst nur so 1-2 KM weiter durch fahren. Er hat 2 Hunde, Rosita und einen kleinen schwarzen Pudel. Den kleinen Rüden nimmt er tags immer mit in die Werkstatt. Aber Rosita läuft ihm immer weg, entweder von der Finca oder aus der Werkstatt. Ich glaube, er sperrt sie zuhause immer ein, da sie sonst morgens hinter seinem Auto hinterher läuft.“ Na, nun wird mir einiges klar! So weht der Wind! So eine intelligente und agile Hündin langweilt sich bei ihm! Mit in’ s Geschäft möchte sie nicht, bedeutet nur in der Werkstatt faul herum liegen. Zuhause bleiben allein ist auch langweilig. Da kommen ihr unsere Hundegehege der Auffangstation gerade recht. Da ist immer etwas los! Doch nachdem sie alle anderen 4beiner unterhalten hat, stattet sie dazwischen immer ihrem eigentlichen Zuhause einen Besuch ab. Na gut! Wie wollen wir das nun in der Zukunft regeln. Ich kann ja gern ein neues Zuhause für sie suchen, in dem sie mehr gefordert und beschäftigt wird. Aber obwohl er sie nicht will, wird er sie mir freiwillig geben? Stolze Mallorquiner tun das nicht! Entweder stehen sie plötzlich vor Deiner Tür oder rufen an: „ ...habe einen Hund der mir über ist, den Du nehmen musst...!“ ohne Bitte oder Danke, oder sie kümmern sich nicht mehr um ihn, aber wenn Du ihn abhandeln möchtest, dann wollen sie ihn nicht hergeben. Wir fanden ein stilles Agreement, ohne dass wir miteinander reden mussten und ohne dass er sein Gesicht verlor! Morgens musste er an unserer Finca vorbei fahren, um in’ s Dorf und zu seiner Werkstatt zu kommen. Ich arrangierte es so, dass er mich einige Male aus der Ferne mit Rosita sah. Nun wusste er, wo sie war, denn jeder im Dorf kannte meine Auffangstation. Hätte er sie wieder haben wollen, wäre er gekommen und hätte ganz offiziell fragen können, ob ich seine Hündin gefunden hätte. Tat er aber nicht! Damit war der „Vertrag“ besiegelt. Dennoch machte uns beiden Rosita eines Tages einen Strich durch die Rechnung. Sie hatte eine tolle Familie in Deutschland gefunden, der eine solch anspruchsvolle Hündin gerade recht kam, und sollte in einigen Tagen fliegen. Doch Rosita war mal wieder aus den Gehegen geklettert und nun schon einige Tage nicht wieder gekommen. Ich machte mich auf zur Finca des Tischlers und siehe da, Rosita war direkt sichtbar vor dem Haus angekettet. Wahrscheinlich hatte sie morgens wieder versucht, hinter seinem Wagen hinterher zu laufen. Normalerweise sperrte er sie dann ein, aber dann hätte ich sie ja nicht abholen können. So band er sie lieber so an, dass ich sie leicht finden konnte. Der Karabiner war auch sehr einfach zu öffnen, so nahm ich sie wieder mit. Ja, ein sehr stilles Agreement hatten wir miteinander und jeder erfüllte seinen Part darin! Diesmal ein stilles Happy End. Die nächsten Tage flog Rosita zu ihrer neuen Familie und treibt ihr Unwesen nun am Timmendorfer Strand. autor: Angelika Henning nach oben
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