Fallbericht: Chinesische
Hühner-Trockenfleischsnacks als
Ursache von
Nierenfunktionsstörungen
Aus dem Labor INVITRO und der
Tierklinik Strebersdorf - erster
beschriebener Fall in Österreich
Seit mehreren Jahren häufen sich
Berichte aus Nordamerika, Kanada
und Australien, die über das
Auftreten eines mysteriöses
Nierenversagen bei Hunden im
Zusammenhang mit dem Verzehr von
chinesischen
Geflügel-Trockenfleischsnacks
berichten.
Es
betrifft in erster Linie
Kleinhunde, die mit Erbrechen,
Inappetenz u/o Polyurie/Polydipsie
vorgestellt werden. Mittlerweile
gibt es ca. 3600 dokumentierte
Krankheits- und 600 Todesfälle.
Alle betroffenen Tiere erhielten
Trockenfleisch-Snacks
chinesischer Herkunft, wobei es
sich meistens um getrocknetes
Hühnerfleisch („chicken-jerky“)
handelte.
Trotz eingehender Analysen
konnten bisher keine
Inhaltsstoffe bzw. keine Kontaminanten identifiziert
werden, die für das
Krankheitsgeschehen
verantwortlich zu machen wären.
Die betroffenen Tiere entwickeln
ein
erworbenes Fanconi-Syndrom.
Diese progressiv verlaufende
Nierenfunktionsstörung wird
durch eine komplexe Dysfunktion
(Reabsorptionsstörung) der
proximalen Nierentubuli
hervorgerufen und ist
charakterisiert durch eine
Glukosurie bei normalem
Blutglukosespiegel, eine
Hypophosphatämie und eine
(generalisierte) Aminoazidurie.
Viele Hunde zeigen außerdem
erniedrigte Serumkonzentrationen
von K, Na, Ca und Bicarbonat
und eine (milde) Proteinurie.
Der Bikarbonatverlust führt zu
einer metabolischen Azidose.
Wird das Problem früh genug
erkannt und die Verabreichung
der Trockenfleisch- Snacks
gestoppt, ist der Nierenschaden
meist deutlich minimierbar bzw.
mitunter sogar reversibel.
Der folgende Fallbericht soll
alle Kollegen/-innen aufmerksam
machen, dass die „chinesische
Trockenfleisch Problematik“
vermutlich jetzt auch Europa
erreicht hat:
„LUCY“, eine 3-jährige
kastrierte Chihuahuahündin wurde
in der Tierklinik Strebersdorf
wegen einer seit 2 Wochen
bestehenden Polyurie/Polydipsie
vorgestellt.
Die klinische Untersuchung des
Tieres war im Wesentlichen
unauffällig. Die eingeleiteten
Laboruntersuchungen zeigten
eine persistierende hochgradige
Glukosurie bei physiologischer
Blutglukosekonzentration (normoglykämische
Glukosurie), Hypokaliämie und
Hypophosphatämie. Außerdem lag
eine Proteinurie vor.
Die erhobenen Befunde sprachen
für ein
Fanconi-Syndrom, was
durch den Nachweis einer
generalisierten
Hyperaminoacidurie (Bestimmung
aus Harn durch die Abteilung für
Stoffwechseldiagnostik Fa.
Biocontrol) bestätigt wurde.
Auf Nachfrage stellte sich
heraus, dass das Tier fast
ausschließlich von Snacks aus
getrocknetem Hühnerfleisch
chinesischer Herkunft ernährt
wurde. Bespiele dieser Snacks,
die nicht aus dem Fachhandel
stammen, sind in der Abbildung
zu sehen.
Daher liegt der Verdacht eines
Kausalzusammenhangs nahe. Diese
Mitteilung soll die
Kollegenschaft sensibilisieren,
bei Auftreten einer derartigen
Symptomatik die
Ernährungsumstände des Hundes zu
erfragen.
Des Weiteren muss davor gewarnt
werden, chinesisches
Geflügel-Trockenfleisch Snacks
als wesentlichen Teil der Ration
einzusetzen.
Eine Publikation zu diesem Fall
ist in Vorbereitung.
Fazit: Insofern ist es ist ratsam, das
Ursprungsland der Snacks zu kennen.