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Magendrehung
( Torsio ventriculi )
Die
Magendrehung beim Hund ist eine echte Notfallsituation, die bei nicht zügig
eingeleiteter chirurgischer Behandlung zum Tode führt.
Anatomie
Der
Magen des Hundes hängt und pendelt im leeren Zustand wie ein Beutel aufgehängt
zwischen Speiseröhre und Zwölffingerdarm. Diese besondere Anatomie findet sich
in dieser Form auch nur beim Hund, weshalb dieses Syndrom bei keinem anderen
Tier bekannt ist. Wenn er gefüllt wird, dehnt er sich aus. Durch chemische
Zersetzungsprozesse bei der Verdauung entstehen im Magen Gärungsgase. Bei der
Magendrehung kommt es nun dazu, dass sich der mit Nahrung und Gasen gefüllte
Magen um sich selbst dreht und damit den Zugang durch die Speiseröhre und den
Abgang zum Darm abschnürt. Die nun weiter produzierten Gase können jetzt weder in die eine
noch in die andere Richtung entweichen und blähen den Magen immer weiter auf.
Dadurch werden wichtige Blutgefäße, Nervenstränge und das Zwerchfell so stark
komprimiert, dass die Blutzufuhr zu den Organen abgeschnürt wird. Dies führt
unweigerlich innerhalb von wenigen Stunden zum Kreislaufschock und damit zum
Tod.
© Kalumet - GNU FSF CC
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Röntgenaufnahme
des
gedrehten Magens bei einem Boxer,
ca. 45 Minuten
nach der letzten Futteraufnahme. Die
durchgehende Linie markiert die Magenwand, die durch Pfeile markierte scheinbare Zweiteilung
des Organs wird von einem über die Magenwand
ziehenden Band verursacht.
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© Joel Mills - GNU FSF
CC
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Röntgenaufnahme
Magenerweiterung und
Drehung bei einem großen Mischlingshund. Der große
dunkle Bereich ist das im Magen gefangene Gas. Der
Magenausgang und Zwölffingerdarm (Pylorus und
Duodenum) sind in einer abnormalen Position zum
Magen und werden durch eine Falte im Magen getrennt,
ein "Doppelblase"- Aussehen schaffend.
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Risiko-Faktoren
Es
gibt diverse groß angelegte Studien (siehe Glickman, Schellenberg, Elwood etc.)
bei denen die Daten von Hunden mit Magendrehung ausgewertet wurden. Leider
wurden zumeist für den Vergleich der Daten und daraus zu ziehender Schlüsse
keine Vergleichsgruppe von nicht betroffenen Hunden in’s Verhältnis gesetzt. So
wurde zwar festgestellt, dass in der betroffenen Gruppe mehr als 50% der Hunde
mit Trockenfutter gefüttert wurden, allerdings wurde nicht ermittelt, wie viel %
es in einer nicht betroffenen Vergleichsgruppe gewesen wären. So sind die Daten
leider nicht stark aussagefähig.
Bei
einem Vergleich unter den diversen Studien ergeben sich jedoch sicher folgende
Auffälligkeiten bei den Hunden, bei denen das Vorkommen erhöht ist:
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Hund:
im
Verhältnis tiefer Brustkorb, große oder schwere Rasse,
zunehmendes Alter, ruhiger Charakter, normal gewichtig
.
Situation:
nach
Fütterung, oft abends oder nachts, vorhergehende Stressfaktoren, Fütterung
großer einmaliger Portionen, eintönige Kost, Trockenfutter mit hohem
Getreideanteil.
Symptome
Beginnendes Aufblähen des Magens, Unruhe, Speichelung, Versuch zu Erbrechen,
Atemnot, Stöhnen, Schmerzlaute. Wenn man gegen den größer werdenden Umfang
klopft, hört es sich trommelartig an.
Maßnahmen
Eine erste Hilfemaßnahme wäre - wenn die Drehung noch nicht komplett zum Verschluss
der Speiseröhre geführt hat - einen Schlauch über den Hals bis zum Magen zu
schieben, um damit die Gase abzuleiten. Wenn nicht mehr möglich, mit einer
Kanüle in den Magen zu stechen, um die Gase austreten zu lassen. Doch wer traut
sich das schon selbst zu?!
Daher sollte man sofort bei Verdacht in die nächste
Tierklinik fahren. Da keine Zeit zu verlieren ist, empfiehlt es sich, bereits
auf dem Weg telefonischen Kontakt herzustellen und dem diensthabenden Arzt den
Verdacht zu schildern, damit dort bereits alles für die Diagnosestellung und den
folgenden chirurgischen Eingriff vorbereitet wird. Da es sich durchaus um eine
komplexe Operation handelt, die nicht jeder Tierarzt durchführen kann, ist dabei
auch dies abzuklären und ggf. direkt eine Notfallklinik, die darauf ausgerichtet
ist, anzusteuern. Bei der
Operation ist es wichtig, den Magen bei Erfolg an der Bauchwand zu fixieren,
damit dieser Notfall nicht erneut eintritt.
Um so
früher die Behandlung beginnt, um so höher sind die Erfolgsaussichten, wobei das
Risiko noch bis zu 2 Tage nach der Operation hoch ist, dass der Hund verstirbt.
Vorbeugung
Wie
bei den Risikofaktoren bereits beschrieben ist immer noch nicht abschließend
geklärt, welche Faktoren die Magendrehung auslösen. Dennoch sollte einiges als
Vorsichtsmaßnahme beachtet werden:
- Hunde sollten
nie über den Rücken auf die andere Seite gedreht werden!
-
viele kleine
Mahlzeiten (mindestens aufgeteilt auf 3 pro Tag) verhindern das starke Ausdehnen
des Magens und der Sehnen, außerdem kann kleiner Mageninhalt auch nur zu kleiner
Gasbildung führen
- um die Gärung und
damit die Gasbildung zu vermindern, muss die Nahrung absolut frisch und
einwandfrei sein
- der Hund sollte
jederzeit Wasser aufnehmen können, eine erhöhte Wasseraufnahme direkt nach dem
Fressen sollte allerdings vermieden werden, denn Wasser ist schwer.
- daher sollte man
auch den Trockenfutteranteil reduzieren, da Trockenfutter die Wasseraufnahme
fördert und sich dadurch die aufgenommene Menge z.T. verdreifacht.
- bei Trockenfutter
sollte darauf geachtet werden, dass die Kohlenhydrate nicht aus Getreide
bestehen wegen der höheren Gärung von Getreide, z.B. im Verhältnis zu Kartoffeln.
-
ein höherer Proteinanteil wird bevorzugt.
- Luftschlucken
und starkes Schlingen sollte vermieden werden (Slowdigest), siehe
entsprechende Näpfe.
- vermehrtes Kauen
sowie leicht verdauliche Nahrung fördert die schnellere Verdauung, welches
wiederum die Gärung herabsetzt
-
Kein
übermäßiges Toben, Springen und Hinablaufen bis zu 2 Stunden nach der Mahlzeit,
wobei gegen einen moderaten Spaziergang nichts einzuwenden ist.
- vermeiden Sie
Stress (lange Autofahrten, Konkurrenzverhalten etc) vor und nach dem
Fressen
Vererbung
Bestimmte Rassen stehen in dem Verdacht, besonders häufig an einer Magendrehung
zu erkranken: z.B. Doggen, Berner Sennenhund, Schäferhund, Basset, Chow Chow,
Shar Pei etc. Inzwischen ist
bekannt, dass die Neigung zur Magendrehung auch in der Familie liegt und damit
das Risiko vererbt werden kann. Wenn Sie also Kontakt zu den Elterntieren oder
Wurfgeschwistern herstellen können, so scheuen Sie nicht, nach eventuellen
Vorfällen zu fragen. Dann ist man vorgewarnt.

Die namentliche Nennung von
Arzneimitteln sowie Angaben zu Dosierungen, Therapien und
Behandlungen auf dieser Webseite sind keinesfalls als Empfehlung
im konkreten Fall anzusehen, noch sind diese Informationen als
abschließend zu betrachten. Sie ersetzen weder tierärztliche,
ärztliche noch sonstige Fachberatung. Insbesondere hinsichtlich
Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und sonstigen Informationen ist der
behandelnde Tierarzt oder Apotheker beizuziehen.
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